Das „Megaprojekt“ Bestattungswald läuft an

Dem Wunsch nach Bestattungen unter Bäumen steht in unserer Region noch kein entsprechendes Angebot gegenüber. Das bietet
der Gemeinde die Chance, ihren Friedhof langfristig wirtschaftlich zu betreiben. Bild: pixabay

Ein „Megaprojekt“: So hat die für das Friedhofswesen zuständige landeskirchliche Dezernentin Cornelia Böhm beschrieben, was das Presbyterium auf dem Friedhof an der Niederweniger Straße plant.
Einnahmen aus einem Bestattungswald sollen langfristig den wirtschaftlichen Betrieb des Friedhofs
gewährleisten. Damit wird einem deutlichen Trend in der sich ständig verändernden Bestattungskultur
Rechnung getragen.

Große Nachfrage, wenig Angebote – Es scheint einen großen Markt für die Bestattung an und unter
Bäumen zu geben, auf der anderen Seite aber zumindest hier in der Region noch kein entsprechendes Angebot.

Dieser Wald soll vor allem auf der großen ovalen Fläche unterhalb der Kapelle angepflanzt werden.
Hermann Steins, ehemaliger Sachgebietsleiter „Grünplanung“ bei Grün und Gruga Essen und Mitglied der Projektgruppe „Friedhof“, hat dazu einen Bepflanzungsplan vorgelegt. Man kann schon jetzt
sagen, dass das Ergebnis, vor allem im Frühling, bezaubernd sein wird.

In Kürze soll dieser Plan umgesetzt werden und dazu hat sich die Projektgruppe sachkundige Mitarbeit
ins Boot geholt. Der Friedhofsverband Wuppertal wird voraussichtlich die Bauleitung, natürlich gegen
entsprechende Kostenerstattung durch die Gemeinde, übernehmen.

Neuer Friedhofsteil wird aufgegeben – Parallel zu diesen Maßnahmen auf dem alten Friedhofsteil wird
der gesamte neue Friedhofsteil aufgegeben. Für die Nutzung der dann frei werdenden Flächen gibt es
schon Ideen. Sie können unter Umständen als Grabeland zur Verfügung gestellt oder als sogenannte
Ausgleichsflächen genutzt werden.

Dabei ist immer zu bedenken, dass eine Fläche, auf der Bestattungen stattgefunden haben, nach dem
Ablauf der letzten Nutzungsfrist einer sogenannten Pietätsfrist von vierzig Jahren unterliegt.

Die Umsetzung dieser Planungen ist mit immensen Kosten verbunden. Hinzu kommt, dass die finanzielle Situation der Gemeinde durch unvorhergesehene Ereignisse beim Kindergartenbau (Corona, Ukrainekrieg, Wasserschäden) schon jetzt sehr angespannt ist. Auch der Arbeitsaufwand für das Presbyterium
ist nicht zu unterschätzen und noch nicht abschließend geklärt.

Raum für Begegnung, Kunst und Geschichte – Mit dem Bestattungswald allein und seiner intensiven
Bewerbung bei den Bestattern der Region ist es aber nicht getan. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit und sogenannte „Quartiersarbeit“ soll der Friedhof auch als ein besonderer Ort wieder ins
allgemeine Bewusstsein gerückt werden. Ein Hobbyimker hat zugesagt, dort Bienenstöcke aufzustellen.
Der nahegelegene Kindergarten könnte dann Exkursionen zu den Bienen machen, in deren Rahmen
der Imker den Kindern Wissenswertes über die Tiere und den Honig vermittelt. Kunstaktionen mit örtlichen Künstlern, Lesungen, auch verbunden mit Musik sind denkbar. Selbst Kinofilmaufführungen und
Poetry-Slam-Veranstaltungen auf dem Friedhof müssen nicht ausgeschlossen sein.


Nach dem Vorbild der Gemeinde Borbeck soll im kommenden Jahr eine „Seelsorgebank“ als Ort des
Gesprächs zur Verfügung stehen. Dort sind dann zu bestimmten Zeiten kompetente und geschulte Gemeindeglieder oder der Pfarrer anzutreffen. Eine ehemalige Konfirmandin konnte dafür gewonnen
werden, regelmäßige Beiträge auf Instagram zu veröffentlichen, um so den Friedhof noch mal einer
ganz anderen Zielgruppe näher zu bringen.


Das gesamte Gelände bietet sich auch für Führungen unter dem Titel „Flora und Fauna auf dem
Friedhof“ an. Und was für die Natur gilt, das gilt auch für die Historie: Es gibt etliche für Kupferdreh bedeutsame Grabanlagen, die mit Erläuterungstafeln versehen werden könnten und die sich im Rahmen
von Führungen noch mal ganz anders erschließen lassen.


Dazu gehört nicht zuletzt auch das sogenannte „Sternkindergrab“, das es verdient hätte, über Kupferdreh hinaus bekannt gemacht zu werden.

Reinhard Laser